Der Stachel saß äußerst tief. In einem hochdramatischen Finale der vergangenen Saison hatten die Haarener bekanntlich den Aufstieg in die Fußball-Landesliga verpasst. Im Fernduell mit Raspo Brand zog das Team von Jürgen Lipka den Kürzeren (wir berichteten). Nun wurden die Karten neu gemischt, und der Bezirksligist legte direkt einen beeindruckenden Start hin. Mit 5:2 (4:1) behielt die Mannschaft von der Neuköllner Straße gegen Germania Eicherscheid die Oberhand.
Doch der Trainer erneuerte nach dem Auftakterfolg zunächst seine Kritik am Verband für die „viel zu kurze Auszeit“ im Sommer. „Das ist ein Desaster. Ich verstehe nicht, warum Amateure ihre Saison wegen der Europameisterschaft im kommenden Jahr früher beenden müssen. Das ist mir nach wie vor ein Rätsel“, verdeutlichte Lipka, der seinen Schützlingen für den ersten Auftritt hingegen viel Lob spendete. Denn trotz des Fehlens wichtiger Stammkräfte wie Nico Esser (Muskelbündelriss) und Jonathan Nilius (Einblutung am Wadenbeinköpfchen) setzte sich der FV am Ende souverän gegen das Team aus der Eifel durch. „Vor dem Spiel hatte ich aufgrund der Personalprobleme schon starke Kopfschmerzen“, gab der erfahrene Coach unumwunden zu. „Die Jungs haben es dann aber sehr gut gemacht.“
Enes Yürük eröffnete den Torreigen an diesem Sonntagnachmittag (6. Minute). Anthony Obiorah legte wenig später das 2:0 nach (9.). Nur zwei Minuten später verkürzte Steven Mensger zum 1:2 aus Germania-Sicht. Routinier Peter Szczyrba stellte mit einem Lupfer über den Keeper den alten Abstand wieder her – 3:1 (21.). Kurz vor der Pause war dann Yürük erneut zur Stelle und erhöhte für Haaren auf 4:1 (40.). Obiorah sah unmittelbar danach wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit die Rote Karte (43.). Aus Sicht von Lipka eine äußerst zweifelhafte Entscheidung, wie er später unterstrich.
„In meinen Augen waren wir eigentlich ganz gut im Spiel. Leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt und hinten eklatante Fehler gemacht“, haderte Eicherscheid-Coach Sandro Bergs, dem auch am Tag danach die deftige Pleite noch auf dem Magen lag. „Wir kassieren die Treffer viel zu einfach. In der Pause haben wir dann versucht, die Köpfe aufzurichten.“
Zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff verkürzte Nico Wilden auf 2:4 aus Gästesicht. „Wir haben uns zu Beginn des zweiten Durchgangs viele Chancen erspielt. Einen Abschluss von Tim Wilden hält Haarens Torwart in dieser Phase überragend“, berichtete Bergs, der in der letzten halben Stunde allerdings kaum nennenswerte Tormöglichkeiten für seine Elf notierte. „Haaren hätte den Sack sogar viel früher zumachen können“, führte der 33-Jährige weiter aus. Der eingewechselte Mohamed Benyamani markierte kurz vor Schluss schließlich den 5:2-Endstand.
„Aus unserer Überzahl hätten wir mehr Kapital schlagen müssen. Wir haben zu unruhig gespielt, und die Einwechselspieler haben kaum neue Impulse gebracht. Meiner Meinung nach hätten wir dieses Spiel nicht verlieren dürfen“, konstatierte Bergs, der mit seinem Team am kommenden Sonntag (15 Uhr) Landesliga-Absteiger Germania Lich-Steinstraß empfängt. „Wir müssen die Fehler minimieren. Das Spiel wird sicherlich nicht einfacher für uns“, ergänzte der Coach, der sich zu den Saisonzielen bedeckt hält. „Wir haben einen kleinen Kader. Nach den ersten acht Spielen werden wir eine erste Bilanz ziehen.“
Sein Gegenüber freute sich hingegen über den ersten „kleinen Schritt“ in der neuen Runde. „Drei Punkte zu Beginn sorgen für gute Stimmung und Ruhe“, sagte Lipka, dessen Team bereits am Donnerstag im Kreispokal gegen Landesligist SV Rott gefordert ist. „Die Jungs, die gerade etwas hinten dran stehen, werden dann ihre Chance erhalten. Priorität genießt aber die Meisterschaft, denn ich gehe davon aus, dass man in diesem Jahr schnell die nötigen Punkte sammeln muss“, fügte der 61-Jährige hinzu.
Topfavorit auf die Meisterschaft. „Wir hatten so einen großen Aderlass. Mit Christian Sarfowaa haben wir im Sommer lediglich einen externen Neuzugang aus Wenau dazugeholt. Ansonsten setzen wir ausnahmslos auf junge Spieler aus der A-Jugend. In Bestbesetzung zählen wir sicherlich zu den besten drei bis fünf Mannschaften. In der Hinrunde werden wir aber voraussichtlich nicht einmal mit unserer besten Elf antreten können. Talenten muss man Fehler zugestehen, Fehler kosten aber auch Punkte. Daher sind wir froh, dass wir zum Auftakt direkt drei Zähler geholt haben“, sagte Lipka vor dem Vergleich in der Liga am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) beim VfR Würselen.
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